Aquarellmalerei – Eine Geschichte in vielen Epochen

Der Beginn der Malerei mit Wasserfarben hat frühe Wurzeln

Die Geschichte der Aquarellmalerei ist lang und man kann wahrlich sagen, dass sie eine uralte künstlerische Technik ist. Malerei mit Wasserfarben gibt es im Prinzip schon seit der Höhlenmalerei. Bereits die Höhlenmaler mischten ihre Pigmente mit Wasser und bemalten damit die Höhlenwände. Durch die eher zufällige Konservierung mit Kalk sind einige dieser Werke heute noch erhalten.

Diese Art der Malerei war auch im frühen Ägypten bekannt, wo die Arbeiten auf Papyrus ausgeführt wurden. Die Kalligrafie in Asien setzt bereits seit sehr langer Zeit Tuschen ein, die aquarellartig angewandt werden.

Die Aquarellmalerei im heutigen Sinne begann sich etwa seit dem 9. Jahrhundert n. Chr. zu entwickeln, wobei die lasierenden Wasserfarben hauptsächlich für die Kolorierung von Tuschezeichnungen und Holzschnitten verwendet wurden.

Die alten Meister nutzten Aquarellfarben ab dem Ende des 15. Jahrhunderts

Bereits Ende des 15. Jahrhunderts schuf Albrecht Dürer (1471-1528) eine bemerkenswerte Serie von Landschaftsszenen, die man zu den ersten europäischen Werken der Aquarellmalerei  zählen kann. Dürer nutzte die wasserlösliche Farben auf Pergament und Papier und legte sie in mehreren transparenten Schichten übereinander. Das Weiß des Papiers ließ er stehen und setzte es für Lichter ein.

Aber auch für Albrecht Dürer haben Aquarelle vor allem zu Studienzwecken oder zur Vorbereitung von Ölgemälden gedient. Als eigenständige und wertvolle Kunstwerke wurden Aquarelle zu dieser Zeit noch nicht angesehen, aber die Malerei mit Wasserfarben bekam durch diese Arbeiten Auftrieb und eine gewisse Anerkennung.

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Das 17. Jahrhundert schuf die Plattform

Künstler wie Nicolas Poussin ( 1594-1665) oder Claude Lorrain (1600-1682) schufen Werke, die in Stil und Technik durchaus als Vorläufer der späteren Aquarellmalerei bezeichnet werden können.  Dies waren zwar hauptsächlich nur monochrome Zeichnungen in Tusche mit Feder oder Pinsel, aber die ersten Schritte waren getan.

Der Künstler Wenceslaus Hollar (1607-1677) kam 1636 aus Prag nach England und schuf einige Ansichten englischer Städte und Küstenstriche.  Auch Francis Place (1647-1728) malte neben seinen Landschaftsansichten eine ganze Serie von lavierten Zeichnungen nach der Natur, die sich durch einen flüssigen und sicheren Strich mit Wasserfarben auszeichnen.

Die Blütezeit der Aquarellmalerei im 18. Jahrhundert

Aufgrund der Blüte der Aquarellmalerei in England gegen Ende des 18. Jahrhunderts glauben heute viele Menschen, dass erst in dieser Zeit die Geschichte der Aquarellfarben richtig begann. Tatsächlich gab es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zahlreiche Maler die sich auf das Aquarell konzentrierten.

Als einer der ersten Künstler erkannte Paul Sandby aus England (1725-1809) das künstlerische Potenzial des Aquarells und optimierte in seinen Arbeiten die Maltechniken mit transparente und deckende Farben.

Alexander Cozens (um 1717-1786) machte zahlreiche einfache Studien nach der Natur, während sein Sohn J. R. Cozens (1752-1797) bereits die Aquarellfarben für Kunstwerke voller Intensität und Atmosphäre einsetzte.

Den Durchbruch der Aquarellmalerei schafften aber am Ende des 18. Jahrhunderts zwei der größten Genies dieses Genres, Joseph Mallord William Turner (1775-1851, ) und Thomas Girtin (1775-1802).  Sie schafften es, dass von nun an Aquarellbilder als eigenständige
Kunstwerke angesehen wurden. Thomas Girtin strotze vor Kreativität und erweiterte die technischen Möglichkeiten des Aquarells durch Experimente mit verschiedenen Materialien.

J. M. W. Turner, ein wahrer Genie, gab sich nicht mit dem reinen Ausmalen von Vorzeichnungen zufrieden, sondern experimentierte ständig mit neuen Maltechniken, neuen Pigmenten und Papieren. Er hatte ein extrem gutes Gespür für Farben. Maltechnisch arbeitete er nass in nass, schabte Farbe weg, benutzte Schwämme und kratzte aus.

Er gab die Richtung vor und bald gab es in England wie in Frankreich viele Zeitgenossen von Turner, die zu angesehenen Aquarellmalern wurden, zu denen u.a. John Constable (1776-1837) und John Seil Cotman (1782- 1842) zählten.

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Entwicklungen im 19. Jahrhundert

Als im Laufe des 19. Jahrhunderts die Freiluftmalerei an Bedeutung gewann, setzte eine weitere Verbreiterung des Malens mit wasserlöslichen Farben ein. In England förderten findige Unternehmen wie Water Colour Societies den Einsatz dieser Maltechnik.

Von Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts gab es in England und Frankreich eine ganze Anzahl von namhaften Künstlern, die sehr viel mit Aquarellfarben malten. Darunter befanden sich Samuel Palmer (1805-1881), Alfred William Hunt (1830-1896), Camille Pissarro ( 1830-1903), Paul Gauguin (1848-1903) und Paul Cezanne (1839-1906).

Allein der Franzose Paul Cezanne malte über 400 Aquarelle und experimentierte intensiv mit dieser Maltechnik.

Das 20. Jahrhundert

Das 20. Jahrhundert beflügelte die Malerei in vielen Richtungen.  Dies spiegelt sich auch in der Aquarelltechnik wider. Es gab viele einflussreiche Künstler in der Aquarellmalerei. Dazu gehörten auch bekannte Namen wie Wassily Kandinsky (1866-1944) und Paul Klee (1879-1940).

Der aus Russland stammende Wassily Kandinsky entwickelte als einer der ersten Künstler eine abstrakte Bildsprache und befreite das Aquarell von der bisher ausschließlich gegenständlichen Aufgabenstellung .

Paul Klee machte viele Experimente mit Wasserfarbtechniken. und arbeitete sowohl mit dünnen Lavierungen als auch mit deckenden Gouachefarben. Er setzte neben dem üblichen Papier auch auf zahlreiche andere Untergründe, die seinen Arbeiten eine gewisse magische Energie und  Qualität verliehen.

In den USA entwickelte sich ein ganz eigener amerikanischer Stil der Aquarellmalerei. Künstler wie Winslow Homer ( 1836-1910), John Singer Sargent ( 1856-1925) und Edward Bopper (1882-1967) hatten daran großen Anteil.

Einer der wohl eindrucksvollsten und bekanntesten Aquarellmaler des 20. Jahrhunderts war aber gewiss Emil Nolde (1867-1956). Er bracht die Technik der Aquarellmalerei bis an die Grenzen der technischen Möglichkeiten, wie es vorher wahrscheinlich nur J. M. W. Turner versucht und geschafft hatte.

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